#rp25-Sprecher Diedrich Diederichsen: Geschichte jenseits von Generationendenken

23.04.2025 - Indem wir Generationen als abgrenzbare Einheiten beschreiben, machen wir geschichtliche Zusammenhänge oft unsichtbarer – zum Beispiel in der Pop-Musik. Diedrich Diederichsen über das, was es stattdessen braucht.
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Das Foto zeigt ein Portrait von Diedrich Diederichsen. Er trägt Brille, schulterlanges glattes Haar und schaut seitlich in die Kamera.
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Joachim Gern

„Wer in Generationen denkt, hat den Begriff der Geschichte eigentlich schon aufgegeben”, sagt Diedrich Diederichsen – und kritisiert damit, dass Generationen häufig als Erklärungsmodell für kulturelle und geschichtliche Entwicklungen dienen. Auf der re:publica 25 spricht der Kulturwissenschaftler, Journalist und Autor darüber, wie wir Geschichte – und damit auch den Generationsbegriff – anders denken können.

Das Denken in Generationen verwandelt menschengemachte Prozesse in vermeintlich biologische Fakten, die Ordnung und Natürlichkeit vortäuschen. Konzepte wie der Ödipus-Komplex oder der Vatermord unterstützen dies – und reduzieren Geschichte ebenfalls auf mechanische Abfolgen des Aufbegehrens und der Erneuerung.

Ein Blick in die Geschichte der Popmusik-Branche macht diese Mechanismen deutlich: Auch hier wird der Wandel oft als eine Abfolge von technischen Neuerungen oder Wiederentdeckungen beschrieben, statt als dialektischer Prozess. 

Was oft nicht reflektiert wird: Geschichtsschreibung setzt immer auch eine Geschichtsphilosophie voraus. So ist für Diedrich Diederichsen die gegenteilige Vorstellung, also dass die Geschichte kultureller Formen ausschließlich als aufeinander bezogene Gegenentwürfe beschrieben werden kann, ebenso eine Mystifikation. Auf der re:publica 25 wird er seine Perspektive auf Geschichte, Generationen und Geschichtsschreibung teilen.

Diedrich Diederichsen arbeitet als freier Autor – früher schrieb er neben anderen Projekten vor allem für das Musikmagazin „Sound” und „Spex”. Seit den 90er Jahren ist er als Professor tätig – in Stuttgart, Offenbach, Pasadena, Wien und Los Angeles. Zuletzt erschienen von ihm: „Das 21. Jahrhundert”, „Aesthetics of Pop-Music” oder auch „Cybernetics of the Poor”

Denken in Generationen gegen Denken der Geschichte

Diedrich Diederichsen

Zusammenfassung
Wer in Generationen denkt, hat den Begriff der Geschichte eigentlich schon aufgegeben. Dies zeigt sich, wenn man Entwicklungen in der Pop-Musik nicht als auf einander bezogene Negationen liest, sondern als eine Abfolge von technischen Neuerungen, Wiederentdeckungen und allenfalls ödipalen Akten.
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