re:publica 25
26.-28. Mai 2025
STATION Berlin

„Wer in Generationen denkt, hat den Begriff der Geschichte eigentlich schon aufgegeben”, sagt Diedrich Diederichsen – und kritisiert damit, dass Generationen häufig als Erklärungsmodell für kulturelle und geschichtliche Entwicklungen dienen. Auf der re:publica 25 spricht der Kulturwissenschaftler, Journalist und Autor darüber, wie wir Geschichte – und damit auch den Generationsbegriff – anders denken können.
Das Denken in Generationen verwandelt menschengemachte Prozesse in vermeintlich biologische Fakten, die Ordnung und Natürlichkeit vortäuschen. Konzepte wie der Ödipus-Komplex oder der Vatermord unterstützen dies – und reduzieren Geschichte ebenfalls auf mechanische Abfolgen des Aufbegehrens und der Erneuerung.
Ein Blick in die Geschichte der Popmusik-Branche macht diese Mechanismen deutlich: Auch hier wird der Wandel oft als eine Abfolge von technischen Neuerungen oder Wiederentdeckungen beschrieben, statt als dialektischer Prozess.
Was oft nicht reflektiert wird: Geschichtsschreibung setzt immer auch eine Geschichtsphilosophie voraus. So ist für Diedrich Diederichsen die gegenteilige Vorstellung, also dass die Geschichte kultureller Formen ausschließlich als aufeinander bezogene Gegenentwürfe beschrieben werden kann, ebenso eine Mystifikation. Auf der re:publica 25 wird er seine Perspektive auf Geschichte, Generationen und Geschichtsschreibung teilen.
Diedrich Diederichsen arbeitet als freier Autor – früher schrieb er neben anderen Projekten vor allem für das Musikmagazin „Sound” und „Spex”. Seit den 90er Jahren ist er als Professor tätig – in Stuttgart, Offenbach, Pasadena, Wien und Los Angeles. Zuletzt erschienen von ihm: „Das 21. Jahrhundert”, „Aesthetics of Pop-Music” oder auch „Cybernetics of the Poor”.