re:publica 25
26th-28th May 2025
STATION Berlin
„Mirror, mirror on the wall | Tell me mirror, what is wrong?“ Das haben vor über 30 Jahren De La Soul gerappt. Längst gibt es eine Coverversion, und auch wir wenden uns nicht mehr an den Schminkspiegel: Algorithmen zeigen uns, wer wir sind. Auf TikTok gibt es einen eigenen Hashtag für Frauen, die über ihre For-You-Page herausbekommen haben, dass sie Frauen lieben. Denn auch wenn wir uns selbst noch nicht die Wahrheit über unsere Bedürfnisse gesagt haben, spiegeln unsere Views und Interaktionen auch unbewusste Emotionen wider. Dieser Inhalt hat uns etwas gegeben, er war nützlich für unser Selbst. Diese Selbst-Nützlichkeit steht im Fokus meines Talks, der auf 5 Hypothesen beruht:
#1 Die Hyperpersonalisierung des Medienkonsums auf digitalen Plattformen treibt die Auflösung von Genres voran, das führt zu anderen und innovativeren Formaten.
#2 Vielfalt wird nicht mehr Format-, sondern User:innen-zentriert gedacht. User:innen nutzen Medien, wenn sie nützlich sind. Algorithmen erkennen diesen Service in vielen verschiedenen Formaten und stellen eine sehr differenzierte Palette zusammen, die uns mit ganz anderen Welten in Berührung bringt.
#3 Zielgruppen sind für Formatentwicklungen zu stereotyp. Sie beschneiden Vielfalt, weil nicht genügend Identitätspunkte erfasst werden und sie auf Status und nicht auf Emotionen zielen.
#4 Formate werden wesentlich authentischer, weil der Nutzen für den User:in nicht von der technischen Qualität, sondern von der passenden Geschichte zum eigenen Nutzen abhängt.
#5 Unsere Medien-Nutzungsgewohnheiten ändern sich. Massenphänomene wie Hits oder virale Erfolge werden zu individuellen Erscheinungen, Social Media wird zu „Me, Myself and AI-Media“.
Wie sollten wir mit unseren digitalen Selbstbildern umgehen? In Schneewittchen nimmt die Selbstbetrachtung kein gutes Ende, machen wir es besser.