#rp22-Sprecher Dirk Brockmann: Komplexität und Kollaboration

28.03.2022 - Der Professor an der HU Berlin und Wissenschaftler am Robert Koch-Institut ist Experte für komplexe Systeme und leitet das Projekt „Corona-Datenspende“ im Kampf gegen Covid-19.
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Porträtfoto von re:publica-Sprecher Dirk Brockmann

Dirk Brockmann ist Physiker und Komplexitätswissenschaftler und unter anderem bekannt für seine Arbeiten zu komplexen Systemen, komplexen Netzwerken, computergestützter Epidemiologie, menschlicher Mobilität und der Ausbreitung und Dynamik von Infektionskrankheiten.
Als Leiter des Projekts „Corona-Datenspende“ initiierte er das bislang größte Datenspende-Projekt weltweit. Mithilfe der Datenspenden berechnet die App eine Fieberkurve für Deutschland und kann damit indirekt helfen, die Zahl der COVID-19 Erkrankten zu schätzen und z.B. die Entstehung neuer COVID-19-„Hot Spots“ sichtbar machen.

In seinem 2021 erschienenen Buch „Im Wald vor lauter Bäumen“ beschäftigt sich Dirk Brockmann mit komplexen Phänomenen wie Pandemien, der Klimakrise und die Destabilisierung von Ökosystemen und sucht nach Mustern, Gesetzmäßigkeiten und Ähnlichkeiten.

Aktuelles zu seinen Projekten findet ihr auf seiner Webseite oder auf Twitter.

3 Fragen an... Dirk Brockmann

Wir haben Dirk Brockmann drei Fragen zu seinem Auftritt auf der re:publica 22 gestellt.

Über welches Thema sprichst du auf der #rp22?
Es gibt zwei Themen die das Publikum interessieren könnte:

  1. Komplexität – Eine antidisziplinäre Perspektive auf Natur und Gesellschaft… Das ist so auch das Thema des Buchs was ich letztes Jahr veröffentlicht habe („Im Wald vor lauter Bäumen“).
  2. Datenspenden und partizipative Forschung. Das ist ein kontroverses Thema. Wir haben im Zuge der Coronakrise die „Corona-Datenspende“ gestartet bei der über eine halbe Mio. Menschen Daten ihrer Fitnessarmbänder, also hochsensible, personenbezogenen Daten spenden, und wir daraus wiederum sehr wichtige Erkenntnisse gewinnen – z.B. was Long-Covid angeht, Pandemie-bedingte Depressionen, etc. Ich träume davon eine partizipatorische Plattform zu schaffen, in der solche Datenspenden funktionieren, die aber weder in der Hand monopolistischer Konzerne liegen, noch staatlich sind. Also quasi eine dezentrale Kollaborationsplattform zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und non-profit. 

Was ist bei dir in den vergangenen zwei Jahren zu kurz gekommen und was meinst du, benötigt dringend einen Neustart? 
Ich glaube Diskurs braucht einen Neustart. Gesellschaftlich befinden wir uns in einer Art kollektivem, sozialen epileptischen Anfall und leiden gesellschaftlich an einer Art Autoimmunkrankheit. Wenn die Pandemie eines gezeigt hat, dann wie defizitär unsere Gesellschaft ist. Da brauchen wir mal einen Neustart.

Das Motto der #rp22 bezieht sich auf die letzte Textzeile des Queen-Songs „Bohemian Rhapsody“. Welcher Song darf beim Karaoke auf der #rp22 deiner Meinung nach auf keinen Fall fehlen und warum? 
„Like a Rolling Stone“ von Bob Dylan.