#rp22-Sprecher Hasnain Kazim: In Zeiten der Spaltung

06.04.2022 - Der freie Autor, Journalist und Politikwissenschaftler Hasnain Kazim spricht auf der re:publica zum Thema Sprache und wie sie unser Miteinander in schwierigen Zeiten prägt.
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Porträtfoto von #rp22-Speaker Hasnain Kazim
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Peter Rigaud

Hasnain Kazim ist in Hamburg und in Karatschi in Pakistan aufgewachsen. Er lebt in Wien und schreibt unter anderem für ZEIT ONLINE und den Deutschlandfunk. Der Autor von mittlerweile sechs Büchern wurde als Journalist unter anderem mit dem „CNN Journalist Award” ausgezeichnet und verbrachte die meiste Zeit seiner journalistischen Tätigkeit als Auslandskorrespondent in Islamabad, Istanbul und Wien.

Der Experte für Hatespeech und Online-Hass beschäftigte sich in seinem 2018 erschienenen Spiegel-Bestseller „Post von Karlheinz“ mit persönlichen Reaktionen auf Hassmails. In seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch „Auf sie mit Gebrüll …und mit guten Argumenten“ gibt er konkrete Tipps und viele Beispiele fürs kluge Streiten um dumpfen Hass und platten Parolen Einhalt zu gebieten.
Im vergangenen Jahr erschien sein erstes fiktionales Buch „Mein Kalifat“, eine satirische Antwort auf die permanenten Ängste von Menschen vor einer „Islamisierung des Abendlandes“.

Aktuelles zu Hasnain Kazim findet ihr auf seiner Webseite, auf Twitter, Facebook und Instagram.

3 Fragen an… Hasnain Kazim

Da Hasnain Kazim bereits zur Pandemie-bedingt abgesagten #rp20 eingeplant war, freuen wir uns besonders, ihn nun auf der Bühne der #rp22 begrüßen zu können!

An welchen Themen oder Projekten arbeitest du momentan? 
Ich arbeite an meinem Dauerthema: „Wie gehen wir in Zeiten der Spaltungen miteinander um?“. Mit „Zeiten der Spaltung“ meine ich Zeiten, in denen Themen wie Migration und Flucht, Klimawandel, Corona unüberbrückbare Gräben aufzureißen scheinen. Ich befasse mich mit der Frage, wie Sprache unser Miteinander prägt, wie sie spaltet oder vereint – und warum es gut ist, Brücken zu bauen, aber manchmal auch Gräben, Mauern, kurz: Grenzen nötig sind. Darüber würde ich auch gerne auf der #rp22 reden.

Was ist bei dir in den vergangenen zwei Jahren zu kurz gekommen und was meinst du, benötigt dringend einen Neustart? 
Zu kurz gekommen ist in den vergangenen zwei Jahren, dass wir in echt, ganz analog, von Angesicht zu Angesicht Zeit miteinander verbringen. Videocalls, Online-Konferenzen, Homeoffice sind hier und da toll und ersetzen tatsächlich unnötig lange Anreisen – sie ersetzen aber nie das Miteinandersein. Ich hoffe sehr, dass wir künftig wieder mehr Zeit miteinander verbringen, feiern, leben, arbeiten können. Manches, das die Pandemie verändert hat, finde ich gut – zum Beispiel, dass Venedig Kreuzfahrtschiffe aus dem historischen Zentrum verbannt hat. Hier und da ist deutlich geworden, was wirklich wichtig ist. Ich hoffe, das bleibt in unserem Bewusstsein. Allerdings bezweifle ich, dass das der Fall ist.

Das Motto der #rp22 bezieht sich auf die letzte Textzeile des Queen-Songs „Bohemian Rhapsody“. Welcher Song darf beim Karaoke auf der #rp22 deiner Meinung nach auf keinen Fall fehlen und warum? 
Singen? Muss das sein? Mir hat die Jerusalema-Challenge während der Pandemie große Freude gemacht, mit wirklich tollen Videos. Sogar der Gemeinderat der kleinen Gemeinde Hollern-Twielenfleth, aus der ich komme, hat mitgemacht—siehe hier. Wollen wir nicht lieber dazu tanzen?