#rp22-Sprecherinnen Ciani-Sophia Hoeder und Monique Scheer

29.05.2022 - Mensch ärgere dich! Ciani-Sophia Hoeder und Monique Scheer sprechen bei der re:publica über Wut und das Konstrukt der Weiblichkeit.
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Porträtfotos von Ciani-Sophia Hoeder (links) und Monique Scheer (rechts)
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Megan Vada Hoeder (Ciani-Sophia) / Privat (Monique Scheer)

Wut demonstriert, wer in unserer Gesellschaft als „wertvoll“ erachtet wird. Wenn eine Person wütend ist, die wir respektieren, tendieren wir dazu, ihr zuzuhören und diese auch ernst zunehmen. Somit ist Wut auszudrücken, ohne gesellschaftliche Folgen zu riskieren, ein Privileg. Das kann sich nicht jede Person leisten. Wut ist keine individuelle Frage, sondern eine strukturelle. Die Erkenntnis, dass es eine Differenzierung zwischen weiblicher/männlicher, weißer/schwarzer Wut und vielen weiteren gibt, reicht nicht aus. Wir brauchen einen gesamtgesellschaftlichen Wandel. 
Wir müssen als Gesellschaft Wut-Empathie füreinander kultivieren und stellvertretend für Menschen wütend sein, die strukturell keinen Zugang haben mit ihren Anliegen angehört zu werden.  

Dies fordern die Autorin, freie Journalistin und RosaMag-Gründerin, Ciani-Sophia Hoeder und die Professorin für Empirische Kulturwissenschaft an der Uni Tübingen, Monique Scheer und wollen dazu auf der Bühne der #rp22 aus verschiedenen Blickwinkeln diskutieren.  

Zur Vorbereitung auf ihre Session haben wir die beiden um ein kurzes Interview gebeten.

3 Fragen an… Ciani-Sophia Hoeder und Monique Scheer

Über welches Thema werdet ihr auf der #rp22 sprechen?
Ciani-Sophia: Die vermeintlich unbeliebte Emotion – Wut. Dieses Gefühl hat ein schlechtes Image, dabei kann es Berge versetzen. Es hat dafür gesorgt, dass Frauen heute wählen können, dass es Gewerkschaften gibt und die Apartheit endete. Wut verändert die Welt. Wir alle empfinden sie. Nur wird die Wut unterschiedlich wahrgenommen. Das sorgt dafür, dass die Menschen, die Wut ausdrücken können – ohne gesellschaftliche Folgen zu befürchten – Macht haben und die, die es nicht dürfen, kontrolliert werden. Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, dass wir sehr viele Menschen hemmen, Protest auszudrücken? 
Monique: Wir sprechen dabei auch über Ciani-Sophia's großartiges Buch. Ich bin Kulturhistorikerin und forsche seit vielen Jahren zur Geschichte der Emotionen. Deshalb möchte ich diesen Blick auf die weibliche Wut werfen: Ab wann dürfen Frauen ihre Wut nicht mehr zeigen? In welchem historischen Kontext steht diese Entwicklung? Was war vorher? Was könnte in der Zukunft sein?

Was ist bei euch in den vergangenen zwei Jahren zu kurz gekommen und was meint ihr, benötigt dringend einen Neustart? 
Ciani-Sophia: In der Gemeinschaft liegt die Kraft, daher freue ich mich zusammenzukommen und mich wieder auszutauschen. Perspektivwechsel und sich connecten. 
Monique: Ich bin nicht sicher, dass wir so viel Neustart im Sinne von Wiederaufnahme benötigen. Wir haben seit März 2020 erlebt, dass plötzlich Dinge machbar waren, die vorher als unmöglich galten. Diese Offenheit sollen wir bewahren und die Chance der Zäsur nutzen!

Das Motto der #rp22 bezieht sich auf die letzte Textzeile des Queen-Songs „Bohemian Rhapsody“. Welcher Song darf beim Karaoke auf der #rp22 deiner Meinung nach auf keinen Fall fehlen und warum? 
Ciani-Sophia: „Sympathy for the Devil“ von den Rollings Stones. Ein Klassiker.
Monique: „Bohemian Rhapsody“ gehört zu meinen all-time favorites. Ich liebe auch „California Dreaming“, weil ich oft von dieser, meiner zweiten Heimat, träume.