Legal, illegal, scheißegal? Offshore-Finanzierung und die Macht des Staates

Andrea Binder

Summary
Nicht der Betrug, der in Steueroasen stattfindet, ist das größte Problem. Die Herausforderung für den Staat ist das Legale: Offshore-Geldschöpfung durch private Banken. Wie beeinflussen Offshore-Finanzdienstleistungen die Macht des Staates?
in Kooperation mit dem SILBERSALZ Science & Media Festival
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Conference

Durch Leaks wie die Panama Papers und die neuesten Dubai Unlocked Leaks stehen Offshore-Finanzzentren als Oasen für Steuerbetrug und Geldwäsche im Licht der Öffentlichkeit. Weniger bekannt ist, dass in Offshore-Finanzzentren Großbanken riesige Summen an sogenannten Eurodollars durch die Vergabe von Krediten schöpfen, unreguliert, aber legal. Legales Offshore-Banking übertrifft inzwischen Steuerplanung oder Geldwäsche in seinen Auswirkungen auf die Staatsmacht.

Doch die Beziehung zwischen Offshore-Finanzierung und Staatsmacht ist kompliziert. Offshore-Finanzierungen können die Macht des Staates einschränken, indem sie die Volatilität des unregulierten Offshore-Bankings auf die heimische Wirtschaft übertragen. Unerwarteterweise kann Offshore-Finanzierung die Macht des Staates jedoch auch stärken. Inwieweit ein Staat Offshore-Finanzen in seinen eigenen Dienst stellen kann, hängt von der inländischen Elitekonstellation eines Landes und dem Steuer- und Bankenpakt ab, den diese im Laufe der Geschichte geschmiedet haben.

Eine Session in Kooperation mit dem SILBERSALZ Science & Media Festival in Halle (Saale), 30.10-03.11.2024

Portrait Andrea Binder
Freigeist Fellow & Forschungsgruppenleiterin