re:publica 25
26th-28th May 2025
STATION Berlin
Wir leben in diagrammatischen Zeiten – Daten und Kurven bestimmen unseren Alltag. Sie machen greifbar, was oft nur schwer zu fassen ist: Das Auf und Ab der Corona-Inzidenzen. Temperaturveränderungen durch den Klimawandel. Fitness-Daten in der Tracking App. Zumeist tauchen Daten dieser Art in zwei- oder dreidimensionalen Bild-Diagrammen in den Medien auf. Immer öfter nutzt man zur Darstellung aber auch Sounds: Sogenannte Sonifikationen übertragen Daten oft auf musikalische Parameter wie Tonhöhe oder Lautstärke. Ein Verfahren, das immer öfter von Naturwissenschaftler*innen genutzt wird, beispielsweise, um Gravitationswellen im All hörbar zu machen. Aber auch Künstler*innen und Musiker*innen verwenden Sonifikationen als Ausdrucksform: Der Komponist Johannes Kreidler verarbeitete etwa die Börsenkurse der letzten Finanzkrise 2008 zu beißend ironischen Popsongs, die Berliner Künstlergruppe Quadratur verwandelt etwa Daten von entfernten Pulsaren und Neutronensternen in vielschichtige Soundinstallationen.
Bedeutsam und dokumentarisch werden diese Klänge jedoch erst durch eine Erklärung, welcher Art auch immer. Sie sind immer an Sprache gekoppelt. Nicht zuletzt aus diesem Grund eignen sich Sonifikationen und andere Datenklänge auch, um in Hörspielen, Hördokus, Soundstories, Lecture-Perfomances, Audio Walks und anderen Soundformaten Bezüge zum Ungreifbaren herzustellen. Im besten Fall sind sie dabei mehr als eine bloß klangliche Illustrationen abstrakter Zusammenhänge und entfalten ein akustisch-dramaturgisches Eigenleben. Wie aber kann das gelingen? Wie erzählt man mit Datenklängen?
Darüber möchte ich in meinem Input nachdenken und gemeinsam verschiedene Soundbeispielen hören, auch aus der eigenen künstlerischen Radiopraxis.