VB Commons: Wissenschaftspublishing, Wissenschaftsfreiheit, Wissenschaftsblogs

Max Steinbeis, Evin Dalkilic

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Summary
Die Veröffentlichung von Wissenschaft ist im Zeitalter der Digitalisierung ist zunehmend monopolistisch strukturiert und fokussiert immer mehr auf die Bewirtschaftung von Exklusivrechten und Nutzerdaten. Kann eine von Bibliotheken, Wissenschaftler*innen und Publishern gemeinsam getragene gemeinwirtschaftliche Struktur eine Systemalternative sein?
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Zugänge zu Informationen zu öffnen: Das ist der Job von Verlagen. Sie investieren in die Herstellung und den Vertrieb von Medien, die Leser*innen und Werbekund*innen hinreichend nützlich finden, um dafür einen Preis zu zahlen, mit dem der Verlag auf seine Kosten kommt.

Sollte man meinen. Die großen Medienunternehmen investieren aber immer weniger in die Öffnung von Zugängen und immer mehr in deren Schließung – in Paywalls und Exklusivlizenzen und ganz besonders in Datenanalyse. Was sie wertvoll macht, ist nicht das Wissen, das wir durch sie beziehen, als vielmehr auf das Wissen, das sie über uns besitzen und mittels dessen sie regulieren, wer in ihrer privaten Shopping Mall der Ideen zu welchen Informationen Zugang bekommt oder auch nicht.

Besonders fatal ist dies für die Wissenschaft. Der Zugang zu ihrem Wissen wird weitgehend von einem Oligopol riesiger Verlagskonzerne kontrolliert. Diese Konzerne halten Exklusivrechte an den allermeisten Monographien, Sammelwerken, Datenbanken und Zeitschriftenartikeln. Weil die Wissenschaft um jeden Preis auf den Zugang zu diesem Wissen angewiesen ist, können sie dafür jeden Preis verlangen, solange die reichsten Unis in den reichsten Ländern ihn bezahlen können. Ein hermetisches System von Metriken für "Impact" und anderen Hokuspokus macht es in vielen Disziplinen nahezu unmöglich, dass die Wissenschaft sich autonome, offene Alternativen sucht. Open Access löst das Problem nicht: Statt der Leser*innen werden die Autor*innen geschröpft, der Effekt für die ausgesaugten Bibliotheksetats der Wissenschaftsinstitutionen ist der gleiche.

In dieser Situation kommen Wissenschaftsblogs als genuine, unabhängige Diamond-Open-Access-Publikationsorte eine Schlüsselrolle zu. Sie können die Keimzelle für eine echte gemeinwirtschaftliche Systemalternative sein, die von Wissenschaftler*innen, Bibliotheken und Publishern gemeinsam getragen wird. Wir skizzieren Ideen, wie so eine gemeinwirtschaftliche Struktur aussehen könnte.