#rp23 Keynote-Sprecherin Mahsa Alimardani: Wie wir die revolutionäre Macht der Technologie entfesseln

27.04.2023 - Wie gelingt es trotz Repression, Zensur und Internet-Sperren, die Menschenrechte im Iran zu stärken und den Stimmen der Bevölkerung Gehör verschaffen?
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Mahsa Alimardani als Sprecherin auf einem Event

Die Abschaffung eines freien Internets ist eine der Möglichkeiten, wie Menschenrechte missbraucht werden können. Der Zugang zu Online-Informationen ist besonders für Frauen und Mädchen im Iran angesichts der anhaltenden Proteste im Land noch wichtiger geworden. Wie können wir trotz aller Unterdrückung, Zensur und Internet-Sperren die Menschenrechte stärken und den Stimmen mehr Gehör verschaffen?

Auf der re:publica 23 möchten wir uns diesen drängenden Fragen gemeinsam mit Mahsa Alimardani stellen. In ihrem Vortrag wird sie nicht nur die jüngsten aggressiven Maßnahmen der Islamischen Republik Iran zur Einschränkung des Internet-Zugangs untersuchen, sondern auch darauf eingehen, was Tech-Unternehmen und die internationale Gemeinschaft tun können, um die Internet-Konnektivität zu erhalten.

Mahsa Alimardani ist Internetforscherin mit Schwerpunkt auf die Region Nahost und Nordafrika, insbesondere auf den Iran. Seit mehr als zehn Jahren untersucht sie Fragen zu Menschenrechten, Technologie und der freien Meinungsäußerung im Internet. Derzeit arbeitet die Wissenschaftlerin für die internationale Menschenrechtsorganisation ARTICLE19 zu digitalen Rechten in der MENA-Region. Sie ist außerdem Doktorandin am Oxford Internet Institute der Universität Oxford und war zuvor als Senior Information Controls Fellow für den Open Technology Fund tätig. Ihre Artikel und Analysen über Technologie und Meinungsfreiheit im Iran werden regelmäßig in akademischen Zeitschriften sowie in Medien wie der New York Times, der Washington Post und Slate veröffentlicht.

Wir sind gespannt darauf, das Gespräch über Internetkontrolle und die Menschenrechtslage im Iran mit Mahsa auf der #rp23 fortzusetzen – denn die Proteste dürfen nicht vergessen werden.
 

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Ein Interview mit Mahsa Alimardani.

Woran arbeitest du derzeit und welche Themen würdest du gerne mit anderen auf der #rp23 diskutieren?

Ich arbeite daran, die digitale Unterdrückung in autoritären Ländern wie dem Iran zu verstehen, insbesondere während Aufständen wie dem, den wir im Iran seit der Ermordung von Mahsa Jhina Amini erlebt haben. Wie können wir internationalen Druck auf Länder wie den Iran ausüben, um die Internet-Konnektivität aufrechtzuerhalten, wie sollten Tech-Unternehmen den Zugang sicherstellen und wie können Richtlinien die Rechte und die freie Meinungsäußerung in diesen Kontexten verbessern?
 
Das Motto der diesjährigen re:publica ist CASH. Wo siehst du Verbindungen zur aktuellen Situation im Iran?

CASH ist das Herzstück der Missstände in der Islamischen Republik. Die Islamische Republik ist eine Diktatur, die wie eine Mafia funktioniert. Den Menschen im Iran werden nicht nur soziale, bürgerliche und politische Rechte verweigert – einschließlich des freien Zugangs zum Internet –, das Regime hat auch den Reichtum einer ganzen Nation geplündert und gestohlen. Vieles von dem, wofür die Iraner kämpfen, ist Freiheit, aber diese Freiheit bedeutet auch Hoffnung auf wirtschaftlichen Wohlstand und Sicherheit. Die Islamische Republik hat sich für einen korrupten Staat entschieden, der sein Volk isoliert und bestiehlt. Der Slogan der Revolution im Iran lautet „Frau, Leben, Freiheit“. Die iranische Generation Z kämpft, riskiert Leben und Blut, weil sie keine Hoffnung für ihre Zukunft sieht. Wirtschaftliche Freiheit und Wohlstand sind ein wichtiger Teil dieses Kampfes.
 
Auf welche neuen Entwicklungen oder Trends in diesem Bereich sollten wir achten? Welche Forscher*innen oder Autor*innen würdest du vor deinem Vortrag zur Lektüre empfehlen?
 

Das, was im Iran passiert, ist in der Tat ein Anknüpfungspunkt für autoritäre Strategien und Bemühungen der großen Zensurmacht China. Der Iran hat schon immer versucht, China nachzueifern, und ich würde wirklich Autoren wie Margaret Roberts, Jennifer Penn und Steven Feldstein empfehlen, die ausführlich über die digitale Unterdrückung in China berichtet und geschrieben haben. Die aggressive Zunahme der digitalen Unterdrückung – vom Einsatz der Gesichtserkennung zur Überwachung des Tragens von Hijabs bis hin zur Art und Weise der Zensur – hat alles mit den Strategien zu tun, die China entwickelt hat oder entwickelt.

Unleashing the Power of Technology in Iran's Women-Led Revolution

Mahsa Alimardani

Zusammenfassung
Strengthening Human Rights and Amplifying Voices: A talk on recent aggressive moves by the Islamic Republic to limit access to the internet, but also looking at what tech companies and the international community can be doing to sustain connectivity.
Netzpolitik
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