Anonyme Pornos in Gefahr: Was Pornoseiten aus kleinen Nackt-Communitys lernen können

Sebastian Meineck

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Zusammenfassung
Auf Pornoseiten kursieren auch Aufnahmen von Menschen, die sich niemals nackt im Netz zeigen wollten. Also führen große Anbieter jetzt Ausweiskontrollen ein. Das macht wenig besser – und vieles kaputt. Kreative Lösungen aus kleinen Communitys zeigen: Eine bessere Zukunft der Online-Pornografie ist möglich, ohne Datensammelei und digitale Gewalt.
Kurz-Vortrag
Deutsch
Conference

Pornoseiten sind die meistbesuchten Websites der Welt. Und sie haben ein Riesenproblem. Auf ihnen kursieren Nacktaufnahmen, die ohne Einverständnis gefilmt oder geteilt wurden. Das nennt sich digitale Gewalt, umgangssprachlich bekannt als "Racheporno". Um dagegen vorzugehen verlangen einige Pornoseiten jetzt von ihren Nutzer*innen einen Ausweis. Fast hätte die EU noch eine Handynummern-Pflicht obendrauf gepackt. Aber die Datensammelei löst das Problem nicht. Ein Ausweis verrät nicht, ob sich eine Person auf einer Pornoseite zeigen wollte.
 
Eine bessere Lösung haben kleine Nackt-Communitys entwickelt. Es genügt ein Blatt Papier und ein Stift. Auf das Papier kommen der eigene Nickname, das Datum und der Name der Community. Dann das Papier vor den Körper halten und Fotos aus mehreren Winkeln knipsen. Online sein dürfen nur Aufnahmen mit Personen, die sich auf diese Weise verifiziert haben. So lässt sich der Schutz vor digitaler Gewalt kombinieren mit dem Recht auf Anonymität und dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Während Communitys auf Reddit das längst erprobt haben, ist die Methode für die Politik noch Neuland.

Sebastian Meineck recherchiert seit vier Jahren zur netzpolitischen Regulierung von Pornoseiten und steht hierzu im Austausch mit unter anderem Betroffenen digitaler Gewalt, Forscher*innen und Sexarbeiter*innen. In seinem Vortrag lässt er Mitglieder der oft verschlossenen Communitys zu Wort kommen. Er zeigt, welche Klippen bei der Regulierung von Pornoseiten lauern – und fordert das Publikum heraus, tief sitzende Tabus über Sexualität zu brechen.

Portät von Sebastian Meineck
Redakteur, netzpolitik.org