#rp22-Sprecher*innen Sibylle Berg & Jagoda Marinic

12.05.2022 - Die beiden Autor*innen sprechen auf der Bühne der re:publica 22 über die Rettung der Welt.
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Porträtfotos der beiden #rp22-Sprecherinnen Sibylle Berg (links) und Jagoda Marinić (rechts)
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Katharina Lütscher (Sibylle Berg), crisbeltran.com (Jagoda Marinić)

Sibylle Berg, Autor*in von Romanen und Theaterstücken, arbeitet als Co-Regisseur*in und schreibt Reisereportagen, Künstlerproträts und Glossen für bekannte Zeitungen und Online-Magazine. Seit 2013 hat sie außerdem einen Lehrauftrag an der Zürcher Hochschule der Künste im Bereich Dramaturgie.
Ihr 1997 erschienener Debütroman „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ eroberte direkt die Literaturszene. Sibylle Berg beschäftigte sich schon damals mit Untergangsszenarien für die westliche Welt und schrieb dies in ihrem 2019 erschienenen Bestseller „GRM. Brainfuck.“ fort, den sie mit Katja Riemann auf der Bühne der re:publica 19 vorstellte. Die Fortsetzung „RCE #Remote­Code­Execution“ ist gerade erschienen und setzt da an, wo „GRM. Brainfuck.“ endete – in der neoliberalen Absurdität unserer Welt.

Jagoda Marinić ist Schriftstellerin und Dramaturgin. Sie schreibt Kolumnen im Stern, sowie Theaterkritiken für die Frankfurter Rundschau, taz und Süddeutsche Zeitung und leitet Schreibworkshops für Kinder und Jugendliche. Nach ihrem Romandebüt „Die Namenlose“ von 2007 folgten 2013 „Restaurant Dalmatia“ und 2016 „Made in Germany. Was ist deutsch in Deutschland?“, in dem Jagoda Marinić sich mit der Identität Deutschlands als Einwanderungsland auseinandersetzt. In ihrem 2019 erschienenen Essaybuch „Sheroes. Neue Held*innen braucht das Land“ fordert sie, dass Deutschland nicht länger „Zaungast in der wichtigsten feministischen Debatte der letzten Jahrzehnte“ sein solle. In ihrem Podcast „Freiheit Deluxe“ trifft sie sich alle zwei Wochen mit interessanten Menschen, um über Freiheit und Freiräume zu reden.

In einer aktuellen Folge dieses Podcasts trafen sich Sibylle Berg und Jagoda Marinić vor kurzem bereits, um über Dinge wie Quantenphysik, Kapitalismus, Überwachung und unkapitalistische Liebe zu sprechen.
Zu ihrem Zusammentreffen auf der #rp22 haben wir die beiden zu einem kurzen Interview gebeten.

3 Fragen an… Sibylle Berg & Jagoda Marinic

Über welches Thema sprecht ihr auf der #rp22? 
Jagoda: Ich weiß noch nicht, was Frau Berg mir vorgibt, was ich sagen soll. (lacht)
Sibylle: Wir reden eventuell über Aufmerksamkeitsdiebstahl durch Algorithmen, das Gefühl der Panik, den Ist-Zustand der Welt, ihre Aufteilung unter immer weniger Konzernen und männlichen Aktionären, über das Mantra: Jedes kann es schaffen und was das mit Entsolidarisierung und Hass zu tun hat und was der Ausweg aus den ganzen Katastrophen sein könnte.
Jagoda: Wovor die Welt gerettet werden muss und was schief läuft im besten aller Systeme? Einverstanden.

Was ist bei euch in den vergangenen zwei Jahren zu kurz gekommen und was meint ihr, benötigt dringend einen Neustart? 
Sibylle: Das gemeinsame Gefühl miteinander reden zu können, das zur Demokratie Meinungsaustausch, Argumentation und Widerspruch gehören. 
Im Moment scheint es nur einen Konsens zu geben: Wir hassen einander anstatt uns zusammen zu schließen.

Jagoda: Auch wenn das nicht nur Twitter betrifft: Ich möchte gemeinsam mit Sibylle diesen Elon Musk kaufen. Dafür sollten jetzt alle mal kräftig in Aktien von RCE investieren. Der Börsengang steht ja bevor. 

Das Motto der #rp22 bezieht sich auf die letzte Textzeile des Queen-Songs „Bohemian Rhapsody“. Welcher Song darf beim Karaoke auf der #rp22 eurer Meinung nach auf keinen Fall fehlen und warum? 
Jagoda: Freddie Mercury laut daneben singen ist schon mal sehr mein Ding. Dann würde ich aber mit Ex-Yugo und türkischer Musik weitermachen. Oder alle Titel der Compilation Songs of Gastarbeiter – gesucht, gefunden und aufgenommen von Imran Ataya und Bülent Kullukcu alias AYKU – weil ja in Deutschland in den letzten 60 Jahren Einwanderung alle so geil waren, dass sie neugierig die Sprache ihrer Einwanderer gelernt haben und jetzt schön mit uns abfeiern können. 
Kleiner Tipp: Einfach die Vokale seeeeehr laaaaang singen. Danke.

Sibylle: Bin auch für mehrere Songs. Ich fänd es als erstes sehr lustig, wenn alle so einen Kate Bush Song karakoieren und als zweites die offizielle RCE Hymne „Viel Spass“ von Faber und Olan! – endlich mal eine Alternative zu Bella Ciao!