#rp25-Sprecherin Hedwig Richter: Die Rückkehr der Hausfrauen – ein Krisenphänomen?

06.03.2025 - Alte Rollenbilder stoßen scheinbar wieder auf Resonanz. Wie können wir ein emanzipatives Geschlechtermodell entwerfen, das uns dabei hilft, aktuelle Krisen anzugehen?
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Hedwig Richter hat lange glatte Haare und trägt eine Bluse. Sie schaut in die Kamera und lächelt. Dabei steht sie vor einem dunklen Hintergrund.
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Gene Glover

Warum erfanden die westlichen Gesellschaften nach dem Zweiten Weltkrieg das Modell der Hausfrau neu und stiegen in das sogenannte „Golden Age of Marriage“ ein? Wie Hedwig Richter sagt, „eine kaum verhohlene Umschreibung einer Welt, die Männern viele Vorteile und Frauen jede Menge Diskriminierungen bot“.

Womöglich war diese Reaktion eine Antwort auf die Transformationen der chaotischen Nachkriegszeit: Insbesondere in Krisenzeiten suchen Menschen Halt in scheinbar Altbekanntem und in vermeintlich ewigen, natürlichen Ordnungen. Dafür eigne sich die patriarchalische Geschlechterordnung wie kaum etwas anderes.

Aktuell scheint die Rückkehr zu alten Rollenbildern wieder auf Resonanz zu stoßen. Auf der re:publica 25 erfahren wir von der Historikerin unter anderem, ob wir mit dem Social-Media-Phänomen „Tradwives“ etwas Ähnliches erleben. Es wird um die Frage gehen, wie wir ein emanzipatives Geschlechtermodell entwerfen können, das uns dabei hilft, die Krisen aktiv anzugehen.

Hedwig Richter lehrt und forscht als Historikerin an der Universität der Bundeswehr München. 2023/24 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehört die Frage nach Demokratie und Ökologie. 2024 publizierte sie mit dem ZEIT-Journalisten Bernd Ulrich „Demokratie und Revolution. Wege aus der selbstverschuldeten ökologischen Unmündigkeit“. Weitere Bücher von ihr sind „Aufbruch in die Moderne. Reform und Massenpolitisierung im Kaiserreich“; „Demokratie. Eine deutsche Affäre. Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart“. Ihre Forschung wurde unter anderem mit dem Anna-Krüger-Preis des Wissenschaftskollegs zu Berlin ausgezeichnet. Hedwig Richter schreibt regelmäßig für die FAZ, die taz, die Süddeutsche und den Spiegel.

 

 

Die re:publica 25 steht unter dem Motto „Generation XYZ“. Was ist deine Botschaft für zukünftige Generationen in Bezug auf die digitale Gesellschaft?

Hedwig Richter: „Seit der Aufklärung (so ungefähr) glauben Menschen, dass sie Dinge als ermächtigte Subjekte in die Hand nehmen können. Das gilt auch für die Künstliche Intelligenz und wie wir sie die Geschlechterverhältnisse ordnen lassen.“