Unmaking sense: Desinformation als Gegenerzählung

Jeanette Hofmann

Zusammenfassung
Die Diskussion zu Desinformation zeichnet das Bild einer leichtgläubigen Öffentlichkeit, die durch Falschinformation verführt wird. Dieser Vortrag plädiert dafür, den Menschen eine aktivere, politische Rolle zuzuerkennen. Die These ist, dass Desinformation eine dem Populismus verwandte Agenda hat.
Stage 2
Vortrag
Deutsch
Conference

Erst 2016 wurde Desinformation international wie national ein relevantes Thema, zuvor war das Phänomen fast unbekannt. Dieser Vortrag zielt darauf, einige seither gängige Vorstellungen über Desinformation gegen den Strich zu bürsten. Zunächst wird diskutiert, was Desinformation überhaupt ist. Üblicherweise verstehen wir darunter Falschinformationen, die in die Welt gesetzt werden, um Individuen oder Gesellschaften zu schädigen bzw. zu täuschen. Das wirft die Frage auf, ob die Unterscheidung zwischen richtigen und falschen Behauptungen die geeignete Messlatte ist, um die Bedeutung von „unmaking sense“ zu erfassen. Ebenso fragwürdig ist das Bild einer passiven, leicht manipulierbaren Wählerschaft. Stattdessen plädiere ich dafür, das Publikum nicht als Opfer, sondern als Koproduzierende von Verschwörungstheorien und Gegenerzählungen zu verstehen. Desinformation, so die These, hat eine oft unterschätzte politische Stoßrichtung; sie ist eng mit dem populistischen Denken verwandt.

Dieser Programmpunkt wird durch die Stiftung Mercator unterstützt.

Jeanette Hofmann, WZB
Politikwissenschaftlerin und Digitalisierungsforscherin / Direktorin