#rp23 Keynote von Cory Doctorow & Rebecca Giblin: Kreative Arbeitsmärkte und Monopole.

18.04.2023 - Big Tech und Big Content haben die kreativen Arbeitsmärkte erobert. Wie können wir sie zurückgewinnen und die Künstler*innen bezahlen?
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Cory und Rebecca
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Cory – Julia Galdo & Cody Cloud (JUCO), Rebecca – Ivanna Oksenyuk

Wie kam es dazu, dass das Internet in fünf riesengroße Plattformen zerfallen ist, die mit Texten der anderen vier gefüllt sind?

In ihrem 2022 erschienenen Buch „Chokepoint Capitalism“ schreiben Rebecca Giblin und Cory Doctorow, dass das kein Zufall ist – so war der Plan, und dieser funktioniert. Rebecca und Cory glauben: Damit Künstler*innen fair bezahlt werden, müssen wir das Internet und die kreativen Arbeitsmärkte besser gestalten. Aber wie können wir die Macht von Big Tech und Big Content einschränken, die Macht der Kreativschaffenden stärken und die Hindernisse beseitigen, die es Monopolen ermöglichen, den gesamten Wert der Beziehungen zwischen Kreativen und ihrem Publikum abzuschöpfen? Spoiler-Alarm: Es geht nicht darum, gewissenhafter zu konsumieren. Rebecca und Cory sind vielmehr der Meinung, dass die Macht der riesigen Konzerne gebrochen werden muss, die alle Arten von Arbeitnehmer*innen – nicht nur Urheber*innen – in ihren Bann gezogen haben. 

Rebecca Giblin ist Australian Research Council (ARC) Future Fellow an der Melbourne Law School, wo sie an der Schnittstelle von Recht und Kultur arbeitet und interdisziplinäre Teams leitet. Ihre Forschungsgebiete sind das Urheberrecht, der Zugang zu Wissen und die Regulierung von Kultur sowie insbesondere die Frage, wie sich das Gesetz auf die Schaffung und Verbreitung kreativer Werke auswirkt. Sie ist Direktorin des Intellectual Property Research Institute of Australia (IPRIA) und leitet die von der ARC finanzierten Projekte „Author's Interest” und „eLending” sowie das Projekt „Untapped: the Australian Literary Heritage.”

Cory Doctorow ist Science-Fiction-Autor, Aktivist und Journalist. Er hat bereits mehrere Bücher publiziert – kürzlich den Science-Fiction-Crime-Thriller „Red Team Blues“, „Chokepoint Capitalism“, ein Sachbuch über Monopole und kreative Arbeitsmärkte, die Serie „Little Brother“ für junge Erwachsene, das Graphic Novel „In Real Life“ und das Bilderbuch „Poesy The Monster Slayer”. Im Jahr 2020 wurde er in die Canadian Science Fiction and Fantasy Hall of Fame aufgenommen. Er schreibt täglich auf seinem Blog Pluralistic.net und arbeitet für die Electronic Frontier Foundation, ist MIT Media Lab Research Affiliate, Gastprofessor für Informatik an der Open University, Gastprofessor an der School of Library and Information Science der University of North Carolina und Mitbegründer der UK Open Rights Group.

Im Laufe der Jahre hat Cory die re:publica laufend begleitet und dort regelmäßig gesprochen. 2009 gab er zum ersten Mal einen Talk auf der Veranstaltung. 2015 sprach er über die Massenüberwachung der NSA, und 2019 über Monopole und Überwachungskapitalismus. Während der Lockdown-Version der re:publica im Jahr 2020 hielt Cory eine inspirierende Session zu Big Tech und der Epidemie des Misstrauens in Institutionen. Dieses Jahr sind wir sehr gespannt auf sein Comeback zusammen mit Rebecca! In ihrer Keynote werden beide der Frage nachgehen, wie wir kreative Arbeitsmärkte von Big Tech und Big Content zurückerobern können. Sie werden einige Überlegungen dazu anstellen, wie wir die „enshittification“ – so formulieren es Rebecca und Cory – des Internets beenden und Künstler*innen fair bezahlen.

Vorab hat uns Cory noch seine Lese- und Podcast-Empfehlung zum #rp23-Motto verraten. Zu CASH empfiehlt er als Lektüre David Graebers Klassiker „Debt: The First 5000 Years“, außerdem den MMT Podcast, der eine ökonomische Analyse aktueller Themen in Zusammenhang mit der Modern Monetary Theory bietet – genauso wie Stephanie Keltons Buch „The Deficit Myth“.