#rp24-Sprecherin Emilia Roig: Ein Paradigmenwechsel von Kapital zu Liebe

20.03.2024 - Ohne die Arbeit der Liebe bricht alles zusammen – allerdings räumen wir ihr keinen zentralen Stellenwert ein. Die Autorin und Politikwissenschaftlerin fordert einen Paradigmenwechsel.
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Auf dem Foto ist Emilia Roig in einem Theater- oder Kinosaal zwischen roten Vorstellungssesseln zu sehen. Sie trägt ein gestreiftes Oberteil und blickt direkt in die Kamera.
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Mohamed Badarne

Kinderbetreuung, die Pflege und Unterstützung von Angehörigen, aber auch die Hilfe unter Freund*innen, Haushaltsaufgaben oder die Organisation des Alltags – das alles sind Tätigkeiten, die gesellschaftlich unverzichtbar sind. Allerdings wird unbezahlte Sorgearbeit in Wirtschaftsstatistiken meist unterschätzt. Wenn wir von „Arbeit“ sprechen, meinen wir damit immer noch fast ausschließlich bezahlte Erwerbsarbeit.

Die Politikwissenschaftlerin Emilia Roig ist überzeugt davon, dass wir einen radikalen Paradigmenwechsel brauchen, der Care über Kapital stellt. Fürsorgearbeit wird weltweit vorrangig von Frauen erledigt, was nicht nur Folgen für ihre Rente, sondern auch für den Arbeitsmarkt hat. Diese ungleich verteilte unbezahlte Arbeit sei auch „eine der hartnäckigsten Bremsen für die Gleichstellung der Geschlechter“, erklärte die Organisation UN Women Deutschland. Des Weiteren findet bezahlte Care-Arbeit meistens im Niedriglohnsektor statt. Obendrauf arbeiten Frauen insgesamt mehr Stunden als Männer, wenn wir bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammenrechnen. Für diese Tatsachen gibt es einen Indikator: Den Gender Care Gap.

Auf der re:publica wird Emilia darüber sprechen, wie wir Care-Arbeit in die Mitte der Gesellschaft rücken können. Es wird darum gehen, wie eine Vision für die Zukunft aussehen kann – und was die Ehe als Institution damit zu tun hat.

Emilia Roig ist Autorin der Bestseller „Why we matter“ und „Das Ende der Ehe“. Sie setzt sich dafür ein, Menschen zu ermutigen, sich von Unterdrückungssystemen zu lösen und das kollektive Bewusstsein zu verändern. Sie hat an Universitäten in Frankreich, Deutschland und den USA zu den Themen Intersektionalitätstheorie, postkoloniale Studien, kritische Rassentheorie, Queer-Feminismus sowie internationales und europäisches Recht gelehrt. Vor ihrer Promotion arbeitete sie bei den Vereinten Nationen in Tansania und Uganda, bei der GIZ in Kambodscha und bei Amnesty International in Deutschland zu Menschenrechtsfragen. 

2017 gründete sie das Center for Intersectional Justice (CIJ). Beim Impact of Diversity Award wurde sie 2022 zur "Most Influential Woman of the Year" gewählt. Emilia Roig ist seit Januar 2023 Research Fellow am Käte Hamburger Kolleg für apokalyptische und postapokalyptische Studien der Universität Heidelberg.

Auf der #rp24 freuen wir uns darauf, gemeinsam mit Emilia neue Wege zu finden, wie wir Care-Arbeit zu genau der gesellschaftlichen Anerkennung verhelfen können, die sie verdient.