#rp24-Sprecherin Georgine Kellermann: Der lange Weg zu mir selbst

05.03.2024 - Im Interview spricht die Aktivistin und ehemalige Auslandskorrespondentin über Akzeptanz, Wertschätzung und Selbstfürsorge.
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Georgine sitzt vor einem hellen Hintergrund. Sie trägt kinnlange Haare und lächelt in die Kamera.
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Annika Fußwinkel / WDR

Georgine Kellermann machte als Auslandskorrespondentin beim WDR Karriere, bekleidete leitende Funktionen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk – und führte über vier Jahrzehnte ein Doppelleben. Während sie privat schon lange als Frau lebte, nahm sie beruflich immer noch die Rolle des Studioleiters ein. Das Coming-out als trans Frau war für den Tag ihrer Pensionierung geplant – zu groß war die Angst, in der Medienbranche nicht mehr akzeptiert zu werden. Das schwarze Kostüm war bereits gekauft und die Rede vorbereitet.

Doch es kam anders: 2019, auf dem Weg in den Urlaub, traf sie in Frauenkleidern zufällig auf eine ehemalige Kollegin – und bekannte sich zu ihrer Identität als Frau. Das Versteckspiel hatte ein Ende. Seitdem setzt sie sich für die Rechte queerer Menschen sowie für mehr Toleranz und Sichtbarkeit in unserer Gesellschaft ein. Auf der re:publica wird Georgine unter anderem über ihr neues Buch sprechen – eine Ermutigung für alle, das Leben zu führen, das sie wirklich leben möchten.

Georgine schrieb bereits vor dem Abitur für die Lokalredaktion Ratingen der Rheinischen Post. 1983, kurz nach Start des WDR-Abendmagazins „Aktuelle Stunde“, bewarb sie sich dort und wurde Regionalkorrespondentin für Duisburg und den Niederrhein. 1992 wurde sie Redakteurin des ebenfalls gerade gestarteten ARD-Morgenmagazins und berichtete als Korrespondentin unter anderem aus Bosnien, Ruanda, Burundi, Uganda, Hongkong und Russland. 1997 folgte der Umzug nach Washington, um von dort zusammen mit Claus Kleber, Tom Buhrow und Sabine Reifenberg als Korrespondent*innen für die ARD zu berichten. 2002 ging Georgine für fünf Jahre als ARD-Korrespondentin nach Paris, führte dann ab 2006 das ARD-Studio in Bonn und wurde 2014 schließlich Studioleiterin des WDR-Studios in Duisburg. 2019 übernahm Georgine die Leitung des WDR-Studios in Essen.

Auf der #rp24 freuen wir uns auf inspirierende Diskussionen mit Georgine über Akzeptanz und Selbstliebe sowie ihr neues Buch „Georgine – Der lange Weg zu mir selbst. Meine Befreiung als trans Frau nach über 60 Jahren“, das am 30. Mai 2024 erscheinen wird.

 

#WhoCares: Ein Interview mit Georgine Kellermann.

Das Motto der re:publica 24 lautet „Who Cares?“. Um wen oder was kümmerst du dich gerade?

Ich kümmere mich um Akzeptanz und Sichtbarkeit. Vor allem in sozialen Medien. Und ich kümmere mich auch um mich selbst. 

Worum kümmern wir uns zu wenig als Gesellschaft?

Als Gesellschaft kümmern wir uns zu wenig um die anderen. Um die, die Schutz brauchen. Und Respekt. Und Wertschätzung.

Gibt es eine Person, Bewegung oder Institution, die dich beeindruckt, da sie sich für etwas besonders einsetzt?

Donald Tusk und seine Volksbewegung in Polen haben mich beeindruckt. Weil sie gezeigt haben, dass es möglich ist, antidemokratische Bewegungen zu stoppen. In Deutschland beeindruckt mich „Palais fluxx“, weil sie sich bewundernswert für die Sichtbarkeit von Frauen jenseits der 47 einsetzen. 

Worüber möchtest du auf der re:publica sprechen?

Ich möchte über Akzeptanz sprechen. Und die Liebe zu uns selbst, die wir alle pflegen sollten.