#rp24-Sprecherin Maren Urner: Radikal emotional

19.02.2024 - Politik und Gesellschaft befinden sich im emotionalen Krisenmodus. Auf der #rp24 diskutieren wir mit der Neurowissenschaftlerin und Bestseller-Autorin, wie wir da rauskommen.
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Maren steht vor einer hellen Wand, ihre schulterlangen Haare trägt sie offen.
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Lea Franke

Debatten über die Klimakrise, über Identitätspolitik oder das Weltgeschehen haben eines gemeinsam: Sie sind fast immer emotional. Und mehr noch: Je lauter die Forderung nach Rationalität, desto emotional aufgeladener werden die Diskussionen. 

Die Neurowissenschaftlerin, Bestseller-Autorin und Professorin für Medienpsychologie Maren Urner versteht Politik als einen Aushandlungsprozess über unterschiedliche Gefühle. Auf der re:publica 24 lädt sie dazu ein, dieses Dilemma an der Wurzel anzupacken, um endlich besser mit unserer omnipräsenten Emotionalität umzugehen. Sie lädt dazu ein, unser rationales Politikverständnis zu überdenken: Angesichts fortschreitender Krisen müssen wir endlich aufhören, Verstand und Emotionen voneinander zu trennen. Denn nur, wenn wir beides zusammendenken und danach handeln, können wir konstruktive und zukunftsfähige Politik gestalten. In ihrer #rp24-Session zeigt Maren nicht nur, warum Politik eine zutiefst private Angelegenheit ist, sondern gibt uns auch praktische Werkzeuge mit auf den Weg.

Maren Urner ist Neurowissenschaftlerin und seit 2019 Professorin für Medienpsychologie an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln. Sie studierte Kognitions- und Neurowissenschaften, u. a. an der McGill University in Montreal, und wurde am University College London in Neurowissenschaften promoviert.

2016 gründete Maren das erste werbefreie deutschsprachige Online-Magazin „Perspective Daily“ für Konstruktiven Journalismus mit und wurde damit zu einer Pionierin dieser internationalen Bewegung. Sie leitete die Redaktion bis März 2019 als Chefredakteurin und war deren Geschäftsführerin. Seit September 2020 ist sie Kolumnistin bei der Frankfurter Rundschau.

Für Maren beginnt jede Veränderung zu einer besseren Welt bei den Menschen und Individuen – und im Kopf. Ihre beiden Bücher sind SPIEGEL-Bestseller: In „Schluss mit dem täglichen Weltuntergang“ (2019) setzt sie sich mit der Aufmerksamkeitsökonomie, einer besseren Medienhygiene und dem dafür notwendigen kritischen Denken auseinander. In „Raus aus der ewigen Dauerkrise“ (2021) stellt sie dem gewohnheitsgetriebenen statischen Denken ihr Konzept des dynamischen Denkens gegenüber, das neben Neugier auch eine Portion Nachsicht benötigt – mit „den anderen“ und mit sich selbst. Genau diese Botschaft trägt sie als Rednerin, Workshopleiterin und Diskussionspartnerin in die Gesellschaft. Denn sie ist überzeugt: Wir müssen (fast) alles ändern, wenn wir Menschen eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten haben wollen. Marens neues Buch „Radikal Emotional. Wie Gefühle Politik machen.” erscheint am 2. Mai 2024.

Auf der #rp24 freuen wir uns auf Marens inspirierende Denkanstöße und spannende Diskussionen darüber, wie Gefühle Politik machen.

 

 

#WhoCares: Ein Interview mit Maren Urner.

Das Motto der re:publica 24 lautet „Who Cares?“. Um wen oder was kümmerst du dich gerade?

Ich versuche, mich um Menschen zu kümmern, die mir wichtig sind – und damit kümmere ich mich automatisch auch um mich.

Worum kümmern wir uns zu wenig als Gesellschaft?

Um unsere Verbundenheit – nicht nur untereinander, sondern auch mit allem, was wir gern als „Umwelt“ bezeichnen. Wir haben uns eine seltsame Distanz angewöhnt, die uns nicht nur unzufrieden, sondern auch krank machen kann.

Gibt es eine Person, die dich beeindruckt, da sie sich für etwas besonders einsetzt? Oder hat dich ein Buch, ein Artikel oder Podcast inspiriert?

Der Podcast „The Way Out Is In“! Darin besprechen der ehemalige Journalist Jo Confino und Brother Phap Huu das Denken und Werken des großartigen 2022 verstorbenen Thich Nhat Hanh.

Worüber möchtest du auf der re:publica sprechen oder woran arbeitest du gerade?

Ich habe soeben mein drittes Buch geschrieben, das Anfang Mai erscheint. Ohne zu viel zu verraten: Es geht ans Eingemachte – vor allem geht es um radikale Ehrlichkeit uns selbst und anderen gegenüber.