„Aggro-Araber“, „Remigration“ und die deutsche Debatte um den Krieg in Nahost: Über eine Diskursverschiebung mit Folgen

Khola Maryam Hübsch

Zusammenfassung
Seit dem jüngsten Krieg in Nahost fühlen sich deutsche Muslime so fremd wie nie. Eine Analyse des politischen Diskurses der letzten Jahre offenbart ein wiederkehrendes Muster der Kulturalisierung politischer Missstände – mit dramatischen Folgen für die Demokratie in Deutschland.
Stage 7
Vortrag
Deutsch
Conference

Der politische Diskurs nach dem Terroranschlag der Hamas am 7.10.2023 hat viele deutsche Muslime sprachlos zurückgelassen. Während Generalverdacht und Distanzierungsforderungen zu ihrem Alltag gehören, erlebt die AfD einen Höhenflug sondergleichen. Doch wie konnte es so weit kommen? Gibt es historische Kontinuitäten? Und was sind die Ursachen für das Abdriften in rechte Debattenmuster? Und wie kommen wir da wieder raus? 

Anhand aktueller Fallbeispiele gibt der Vortrag einen anschaulichen Überblick über die Forschungslage zur Nahost- und Islamberichterstattung in Deutschland. Die Framing-Analyse zeigt, wie durch die „Muslimifizierung“ von Konflikten, eine Ursachenfindung versäumt wird, die soziale Ungleichheiten in den Blick nimmt. Das gilt sowohl für innenpolitische Integrationsdebatten als auch für den Nahost Konflikt.

Missstände werden im ersten Schritt kulturalisiert und damit entpolitisiert, um im zweiten Schritt eine Entsolidarisierung mit den Betroffenen zu rechtfertigen und letztlich Restriktionen zu fordern. Diese haben kurzfristig eine psychologische und politische Entlastungsfunktion für die Mehrheitsgesellschaft – langfristig stärken derartige Narrative Rechtspopulisten und Islamisten und gefährden das Fundament der Demokratie.

Porträt von Khola Maryam Hübsch
Journalistin und Autorin