Aufmerksamkeitscrash. Kurzfristiges und langfristiges Denken

Bernhard Pörksen

Zusammenfassung
Die Lage ist paradox. Je dramatischer die Langzeitbedrohungen, desto hektischer, getriebener, populistischer und zukunftsvergessener scheinen die Debatten, gefesselt an die gerade aktuelle Krise des Augenblicks. Die Leitfrage: Wie lässt sich unter den aktuellen Medienbedingungen Zukunft neu denken?
Vortrag
Deutsch
Conference

Die öffentliche Aufmerksamkeit steckt im Angesicht der aktuellen Gegenwartskrisen – Artensterben, Klimawandel, Pandemien, der Aufstieg des Populismus – in der falschen Zeitsphäre fest, so die zentrale These. Wir reagieren im Modus der Kurzfristigkeit auf Gefahren, die den Modus der Langfristigkeit erfordern. Eben dieses paradoxe Phänomen – je dramatischer die Langzeitbedrohungen, desto hektischer, getriebener, populistischer und zukunftsvergessener scheinen die medialen Debatten – nennt der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen Aufmerksamkeitscrash. Und schildert anschaulich aktivistische Interventionen, Technologie- und Kunstprojekte (z. B. The Clock of the Long Now) und konkrete Utopien (z. B. die Vision eines planetarischen Journalismus), die kürzer werdende Aufmerksamkeitsspanne und die allgemeine Atemlosigkeit inmitten von hektisch zuckenden Nachrichtenzyklen aufzubrechen, also den Kult der Kurzfristigkeit durch andere, konträre Anreize zu kontern, die das Denken in Richtung sehr viel längerer Zeiträume ausrichten.

Ein Foto von Bernhard Pörksen
Professor für Medienwissenschaft