Bottom up, pants down! Die Schöpfungskraft von partizipativer Planung am Beispiel des ecovillage hannover

Lena Bruns, Gerd Nord, Uwe Klaus, Carsten Beneker

Zusammenfassung
In Hannover wächst ein suffizientes Wohnquartier für 1.000 Menschen, wo in Gemüsegärten sauniert und am Dorfplatz Urin zu Dünger aufbereitet werden soll. Ersonnen hat's die Debatte von Vielen. Fachleute teilen Erfahrungen aus diesem breiten Beteiligungsprozess und stiften an zu Vertrauen in Schwarmintelligenz für den Wohnungsbau von morgen.
Podiumsdiskussion
Deutsch
Conference

Die Initiative ecovillage hannover hat sich innerhalb von 3 Jahren zu einer Wohnungsbaugenossenschaft mit 700 Genoss*innen entwickelt, die beispiellos ist in ihrer breit angelegten Planung.

Die Genoss*innen handeln utopiegetrieben, solidarisch, prozessorientiert und ergebnisoffen. Anfangs wollten sie möglichst unabhängig versorgt sein: "Plant bitte mal irgendwas mit >abwasserfrei< und Recycling!" Wasser wird genutzt, dann ist es dreckig und muss gereinigt werden. Oder ist das gar kein Dreck, sondern Rohstoff? Wie kann's gewandelt werden, dass das noch zu gebrauchen ist? Und wer darf das wofür nutzen? Soll die Fachplanung mal bestimmen, dass sich die Nutzer*innen vor Kompostklos oder Urindünger nicht ekeln? Eine Pflanzenkläranlage neben dem Balkon ist doch kein Problem, oder? Diese Fragen und Ansprüche an eine integrierte Wasserplanung schreien nach unbezahlten Schleifen, und es funktioniert nur, wenn Architektur, Landschaftsplanung, Landwirtschaft und Behörden auch mitmachen.

In Rückkopplung mit den zukünftigen Nutzer*innen sollte die Technikkombination gefunden werden, die am besten zu den Menschen passt. Und weil die Praxisumsetzung des Recyclingansatzes für Fäkalien noch in stürmischer Entwicklung ist, wurden für alle denkbaren Teilkomponenten die führenden Expert*innen mit einbezogen. Es ist derweil klar, dass nicht alle Ideen des Schwarms am Ende genehmigt sein werden. Aber es ist erkennbar, dass kollektive Intelligenz aus der Genossenschaft schwärmen wird.

Expert*innen aus dem Genossenschaftsvorstand, der Prozessbegleitung Amsel Kollektiv und dem Ingenieurbüro aquaplaner berichten aus erster Hand von Clashs zwischen Ideologien und Erkenntnissen, Innovationen und Haftungsausschlüssen, fortschrittlichen Fachplanungen und renitenten Beamten.

Dieses Panel ist Teil von Loo:topia, einem Themenbeitrag zur Sanitär- und Nährstoffwende auf der re:publica. Loo:topia gibt einen Einblick in die Welt der zirkulären Sanitärsysteme und zeigt Perspektiven und Praxisbeispiele für diese Vision.

Portrait von Lena Bruns
Gesellschafterin
Gerd Nord, Hannover an der Leine
Vorstandssprecher
Weißer cis-Mann mittleren Alters
Ecological Engineer