Von Scharlatan:innen, Scheinexpert:innen und schlechter Wissenschaft

Juliane Stiller, Leyla Dewitz, Violeta Trkulja

Zusammenfassung
Wie entsteht wissenschaftliche Falschinformation und warum fällt es so schwer, diese zu erkennen? Welche Faktoren tragen dazu bei, dass sich wissenschaftliche Falschinformation im Gesundheitsbereich so schnell verbreitet? Mit anschaulichen Beispielen wollen wir diese Fragen in einem interaktiven Workshop mit der re:publica Community diskutieren.
Workshop
Deutsch
Hands On

Die Covid-19-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie sich wissenschaftliche Erkenntnisse durch Soziale Medien und Messenger-Dienste rasend schnell in der Öffentlichkeit verbreiten und die öffentliche Debatte prägen. Dabei erfüllt eine sich im Umlauf befindende Gesundheitsinformation nicht immer wissenschaftliche Kriterien. Es gibt vier unterschiedliche Formen wissenschaftlicher Falschinformation: 1) eine, die ursprünglich wissenschaftliche Kriterien erfüllt hat, aber als überholt gilt, 2) eine, die von Wissenschaftler:innen bewusst oder aufgrund von Fehlern produziert wird, 3) eine, die wissenschaftlich anmutet, jedoch keine wissenschaftliche Grundlage hat (Pseudoscience), und 4) eine, die zwar wissenschaftliche Kriterien erfüllt, jedoch im Rezeptionsweg verzerrt oder verfälscht wiedergegeben wird. Diese wissenschaftlichen Falschinformationen können gefährlich sein, da sie Informationen zu Wirksamkeit und Schäden von Gesundheitsmaßnahmen, Therapien und Medikamenten verfälschen. Menschen können durch diese Falschinformationen zu Handlungen verleitet werden, die ihnen oder anderen Schaden zufügen können. Weiterhin erschüttert wissenschaftliche Falschinformation das Vertrauen in Institutionen, Mediziner:innen, Wissenschaftler:innen und untergräbt somit Maßnahmen, die zum Beispiel zur Pandemiebekämpfung vorgeschlagen werden.
In dem vom BMBF geförderten Projekt “DESIVE² - Desinformationsverhalten verstehen” untersuchen wir Mechanismen der Verbreitung von wissenschaftlicher Desinformation im Gesundheitskontext. In unserem Workshop möchten wir die verschiedenen Formen der wissenschaftlichen Falschinformation analysieren und vor allem Faktoren diskutieren, die zu einer Verbreitung dieser Art von Falschinformation führen. Dafür bedienen wir uns der Methode der kritischen Ereignisse, die das Zusammenspiel von Information, Person (die die Information weitergibt oder erhält) und Situation (in der Information weitergegeben oder erhalten wird), untersucht. Nach einem kleinen Input-Vortrag möchten wir gemeinsam mit den Teilnehmenden in verschiedenen interaktiven Stationen (ähnlich dem World Café) Charakteristika in Bezug auf die Verbreitung wissenschaftlicher Falschinformation im Gesundheitsbereich entwickeln.

Juliane Stiller
Informationsspezialistin
Profilbild von Leyla Dewitz
Researcher at Humboldt-Universität zu Berlin