Gesellschaftliche Spaltung messen – und die Ursachen finden

Hendrik Lehmann, Jonas Fegert, Lea Frühwirth, Emily Gossmann

Zusammenfassung
Wir leben in multiplen Krisen. Gesellschaftlicher Zusammenhalt gerät ins Wanken, psychische Belastungen und gesellschaftliche Spaltung nehmen zu. Doch wie verläuft die Polarisierung? Wie hängen Angst, Krise, Wut und Rechte Tendenzen zusammen? Mit einer neuen Langzeitstudie geben wir erste Antworten.
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Wir leben in zig Krisen gleichzeitig. Als Covid-19 gerade allen egaler wurde, attackierte Russland die Ukraine, dann die Hamas Israel, dazwischen zahlreiche Autokratien im Nahen Osten und Afrika einander. Letzteres hat schon kaum mehr wen interessiert. Und dann ist da noch die Klimakatastrophe – und Incels, die Jahrzehnte feministischen Fortschritts infrage stellen. 

Was macht diese Dauerkrise mit uns? Zwischen Bauernprotesten, wiederaufflammendem Antismitismus und braunen Erfolgen im Osten geraten gesellschaftlicher Zusammenhalt genauso ins Wanken wie so manch Politiker:in. Das Vertrauen in sicher geglaubte demokratische Institutionen erodiert genauso wie in die Medien. Die gesellschaftlichen Spannungen und Spaltungen sind vermehrt sichtbar. Doch anhand welcher Grenzen verlaufen diese Gräben eigentlich? Was polarisiert die Leute besonders?

Auf Basis von eigenen repräsentativen Forschungen zeigen wir in Grafiken, wie pessimistisch die Zukunftsaussichten in der Bevölkerung wirklich sind, wie groß die Sorgen um den eigenen Wohlstand, wie groß die Unzufriedenheit mit den politischen Krisenmaßnahmen. Wir analysieren, wie das mit der psychischen Gesundheit zusammenhängt. Wir erklären, wo in Deutschland eigentlich wer am meisten Weltuntergangsstimmung hegt, wer wütend ist und wie die Rechten davon profitieren – auf Telegram und auf der Straße. Gibt es da eigentlich noch einen Ausweg?

In der Session kommen verschiedene Perspektiven auf gesellschaftliche Polarisierung zur Sprache. Wie messen wir Polarisierung? Wie beschreibt man das journalistisch? Kann man das darstellen? Was sind sozial-psychologische Treiber und wo verlaufen die soziologischen Trennlinien? Anhand der Langzeitstudie Social Sentiment in Times of Crises werden die repräsentativen Ergebnisse zur gesellschaftlichen Stimmungslage von Bürger:innen in Deutschland und den USA erstmals einem großen Publikum gezeigt, eingeordnet und diskutiert.

Portrait von Hendrik Lehmann, Head of Tagesspiegel Innovation Lab
Head of Tagesspiegel Innovation Lab
Bild Emily Gossmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Persönliche Referentin des Ärztlichen Direktors